第52回ドイツ文化ゼミナール開催のご案内

第52回ドイツ文化ゼミナール開催のご案内
ANKÜNDIGUNG DES 52. TATESHINA-SYMPOSIONS


標記ゼミナールをドイツ学術交流会(DAAD)との共催で下記の通り開催いたします。
発表・討議はドイツ語で行います。参加ご希望の方は2009年10月20日までに日本独文学会に葉書もしくはEメールでお申し込みください。
①葉書の場合:裏に「文化ゼミ参加希望」と朱書のうえ、氏名、現職、住所(漢字・ローマ字併記)、電話番号、メールアドレスをまとめて明記。
 宛先(〒170-0005 東京都豊島区南大塚3-34-6 南大塚エースビル501 日本独文学会)
②Eメールの場合: 上記の項目を記載したメールをkulturseminar52@jgg.jpに送る。
 なお、参加は申し込み順に受け付けますが、最終的な選考は理事会にお任せください。



総合テーマ:Ästhetik der Dinge(詳細は以下のドイツ語による説明Themenbeschreibungをご覧ください。)
招待講師: ゲオルク・ヴィッテ教授(ベルリン自由大学)
会期: 2010年3月21日から27日まで
会場: 長野県茅野市 アートランドホテル蓼科
参加費: 50,000円
定員: 45名程度
申込締切: 2009年10月20日

 研究発表希望:ドイツ語による30分程度の発表を希望される方は、題目と内容を簡単に説明する文書(A4、1枚、独文)を添えて後日、委員会にお申し出ください。発表者の決定は委員会に御一任願います。なお、学生・院生の方には旅費の補助があります。

日本独文学会・ドイツ文化ゼミナール




Themenbeschreibung:
In der Literaturwissenschaft und Philosophie, aber auch in anderen geisteswissenschaftlichen Disziplinen wie Kunstwissenschaft und Filmwissenschaft ist in den letzten beiden Jahrzehnten ein auffällig verstärktes Interesse an „Dingen“ als kulturellen Artefakten und ästhetischen Objekten zu beobachten, man spricht in diesem Zusammenhang von einer „Ästhetik der Dinge“.
In literarischen Texten aller Zeiten haben „Dinge“ höchst unterschiedliche Rollen gespielt und verschiedenste Funktionen übernommen. Sie galten z.B. als Träger geheimer Kräfte oder geheimen Wissens, als Repräsentationen des Heiligen und als Trophäen. Sie konnten im Gegensatz zu solchen Formen der Sakralisierung und Fetischisierung aber auch auf ihre säkularen, utilitaristischen und operativen Bestimmungen reduziert sein (als Instrumente, als Beweisstücke, als Datenträger).
Zur Zeit der griechischen Antike war ein sýmbolon ein Erkennungszeichen zwischen Gastfreunden, wofür man z.B. einen Ring zerbrach und bei einem späteren Treffen die Teile wieder zusammenfügte. Von antiken Mythen, Sagen und Epen bis hin zu Ovids Metamorphosen findet man Dinge in handlungstragenden Positionen, man denke nur etwa an das „trojanische Pferd“, das „Goldene Vlies“, die „Äpfel der Hesperiden“ und vieles andere. Im germanischen Recht kommt Dingen eine wichtige juristische Symbolik zu (z.B. das Brechen des Stabes), und das deutsche Wort „Ding“ leitet sich etymologisch von „das, was auf dem Thing verhandelt wird, Gerichtssache“ (Kluge) her. In der jüdisch-christlichen Kultur sind Dinge ebenfalls von herausragender Bedeutung, so z.B. die „Bundeslade“ des Alten Testaments, Reliquien und andere religiöse Kultgegenstände oder der „Heilige Gral“. Die Emblematik des Barockzeitalters bediente sich neben Tieren und Pflanzen auch Elementen aus der Dingwelt, um moralische Maximen bildlich zu vermitteln. Die Literatur der folgenden Jahrhunderte macht Dinge zu symbolischen Bedeutungsträgern (wie z.B. den Schleier) oder zu emotional aufgeladenen Objekten des Begehrens, der Erinnerung und der Verehrung. Dinge können Gegenstand des Streits sein (z.B. „Der zerbrochene Krug“), sie gehen von Hand zu Hand (z.B. Briefe, Erbstücke, Edelsteine), man identifiziert sich mit ihnen und ihre Präsenz sowie ihr Arrangement kennzeichnen die Menschen und ihren Status. Der Text selbst bekommt eine sinnliche und affektive Präsenz als Ding (Artefakt aus Schrift), so etwa im Briefkult oder in Briefromanen.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts brechen die Dinge aus dem Zusammenhang heraus, „in dem sie Lebendigem dienen könnten“, sie werden „teuflisch“ und haben sich gegen das Subjekt „verschworen“ (Adorno). Die Philosophie des 20. Jhds. unterstreicht die Unverfügbarkeit der Dinge (vgl. Heideggers Unterscheidung zwischen „Zeug“ und „Ding“ oder Lacans Begriff des „Realen“) und die Literatur zeigt das eigenartige Rückwirken der Dinge auf die sie instrumentalisierenden Menschen. Das reicht vom „Aufstand der Dinge“ in der Avantgarde bis hin zu den diversen „Tücken des Objekts“ (sei es in epistemischer, sei es alltäglich-lebenspraktischer Hinsicht). Die fetischistische Qualität der Dinge findet ihre triviale Form in der Warenästhetik.
Im Seminar wird an exemplarischen Texten der „Karriere“ der Dinge in den literarischen Entwicklungen von der Antike bis zur Gegenwart nachgegangen. Der Begriff „Ästhetik“ soll dabei möglichst offen aufgefasst werden, im Sinne von „Erscheinungsweisen von und Umgangsformen mit Dingen“. Neben der Behandlung deutschsprachiger Texte werden ausdrücklich komparatistische Akzente gesetzt und auch künstevergleichende Aspekte (Film, bildende Kunst etc.) berücksichtigt. Zudem können anthropologische Perspektiven auf die Dinge als „Fetische“ (Hartmut Böhme), sozial- und wissensgeschichtliche Perspektiven auf die Dinge als „politische“ Gegenstände (Bruno Latour) sowie ästhetiktheoretische Betrachtungen der Dinge als Medien von „Aura“ und „Atmosphäre“ (Walter Benjamin, Gernot Böhme) einbezogen werden.
Das Seminar gliedert sich voraussichtlich in vier Tagesthemen:
1. Ding und Zeichen
2. Fetisch und Instrument: die Verfügbarkeit der Dinge
3. Reliquie und Relikt: das Gedächtnis der Dinge
4. Dinge als Akteure

Prof. Dr. Georg Witte
-1994 Professor für Ostslawische Literaturen an der Humboldt-Universität zu Berlin
-1994-1996 Direktor des Instituts für Slawistik an der HU Berlin
-seit WS 2004 Professor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin
-Forschungsschwerpunkte:
Literatur und Kunst der Avantgarde
Literatur und technische Medien
Ästhetik der Dinke in der Literatur
-Auswahlbibliographie:
Apell – Spiel – Ritual. Wiesbaden 1989.
Minimalismus. Zwischen Leere und Exzeß. (Hrsg. mit Mirjam Goller) Wien 2001.
Die Musen der Macht. Medien in der sowjetischen Kultur der 20er und 30er Jahre. (Hrsg. mit Jurij Murašov) München 2003.
fRaktur. Gestörte ästhetische Präsenz in Avantgarde und Spätavantgarde. (Hrsg. mit Anke Hennig und Brigitte Obermayr) Wien 2006.
Die Sichtbarkeit der Schrift. (Hrsg. mit Susanne Strätling) München 2006.