Gast des diesjährigen Seminars zur Österreichischen Gegenwartsliteratur ist Thomas Glavinic. Er ist einer der jungen Erzähler, die für die Generation nach den sprach-spielerischen und sprachkritischen AutorInnen ein neues Erfolgsrezept gefunden haben: eine introvertierte Prosa, die die Abgeschlossenheit des Ich in einer vernetzten Welt zum Ausdruck bringt. Seine Figuren aus der Mittelschicht treffen auf Extremsituationen: Morde, Unfälle, die plötzliche Einsamkeit in einer Großstadt und machen eine Kälte greifbar, von der man erkennt, dass sie schon vorher da war. Glavinic ist ein Meister der Darstellung einer Surrealität, die zur Normalität wird und ein akribischer Beobachter bürgerlicher Handlungsschemata. So flüssig sein Stil ist, so tief sind die Risse, die sich zwischen den Zeilen auftun.
Mit seinem letzten Band, dem äußerst erfolgreichen Roman „Das bin doch ich“, macht der Autor gar den Autor Thomas Glavinic zum Thema, beißend witzig und ironisch beschreibt er die Eitel-keiten und Schwächen des deutschsprachigen Literaturbetriebs.