<土屋勝彦>第17回オーストリア現代文学ゼミナール
17. SEMINAR ZUR ÖSTERREICHISCHEN GEGENWARTSLITERATUR

[size=x-large]Peter Waterhouse


Nozawa Onsen 7. - 9. 11. 2008

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Gast des diesjährigen Literaturseminars ist Peter Waterhouse. Er wurde als Sohn eines britischen Offiziers und einer Österreicherin 1956 in Berlin geboren, wuchs zweisprachig auf, studierte Germanistik und Anglistik in Wien (Diss. Über Paul Celan), wo er seit vielen Jahren lebt. Waterhouse ist einer der stilleren, aber sehr aktiven und von Kennern hoch geschätzten österreichischen Autoren. Er trat 1984 mit dem Gedichtband Menz hervor, veröffentlichte aber auch Essays und beschreibend-erzählende Prosa, zuletzt das monumentale Buch (Krieg und Welt), eine Reise in die Kindheit und Auseinandersetzung mit der schwer greifbaren Gestalt des Vaters, der in der Nachkriegszeit als Geheimdienstagent tätig war. Paul Jandl bezeichnete dieses Buch als „triumphalen Schlag gegen alle verstaubte Väterliteratur“. Waterhouse hat sich außerdem als Übersetzer hervorgetan: sieben Bände des englischen Lyrikers Michael Hamburger, Werke von Gerald Manley Hopkins und dem bedeutenden italienischen Dichter Andrea Zanzotto.

In einer werbungslauten, schnellebigen, leistungs- und erfolgsorientierten Welt, die auch den Künstler für ihre Zwecke zu vereinnahmen sucht, hält Peter Waterhouse an seiner stillen und stetigen poetischen Recherche fest. Keineswegs weltfremd, nur auf seine Weise unangepasst. Indem er eine Poetik der Zurücknahme praktiziert, die das Sensuelle allemal dem Sensationellen vorzieht, die Ehrfurcht vor den Dingen dem medialen Hype.
Ilma Rakusa in ihrer Laudatio auf Waterhouse bei der Verleihung des Erich Fried-Preises 2007

Die romantische Diskontinuität ist hier poetologisches Programm. Es geht Waterhouse buchstäblich um „die andere Geschichte, die von der Poesie geschrieben wird“, um eine Repoetisierung der Welt im Geist von Novalis und Friedrich Schlegel, um universale Spielfreiheit. Ist die Poesie nicht die eigentliche Welt? scheint der Dichter zu fragen.
Michael Buselmeier in Die Zeit über (Krieg und Welt)

Das ist doch eines der merkwürdigsten Bücher,
die ich in letzter Zeit gelesen habe!

Jörg Drews über Die Geheimnislosigkeit


Buchveröffentlichungen (Auswahl)
Menz (Gedichte, 1984); Besitzlosigkeit, Verzögerung, Schweigen, Anarchie (Erzählungen, 1985); Passim (Gedichte, 1986); Sprache Tod Nacht Außen (Gedicht-Roman, 1989); Das Klarfeld (Gedicht, 1989); Verloren ohne Rettung (Prosa, 1993); Die Schweizer Korrektur(Essay, zusammen mit Durs Grünbein und Brigitte Oleschinski, 1995); E 71 (Gedichte, 1996); Die Geheimnislosigkeit (Essays, 1996); Im Genesis-Gelände. Versuch über Paul Celan und Andrea Zanzotto (1998); Prosperos Land (Gedichte, 2001); Die Nicht-Anschauung. Versuche über die Dichtung von Michael Hamburger (2005); Krieg und Welt (Prosa, 2006).

Literatur über Waterhouse
TEXT + KRITIK 137. Hrsg. v. Heinz Ludwig Arnold. München 1998. Mit Beiträgen von Hugo Dittberner, Yoko Tawada, Martin Kubaczek, Luigi Reitani u.a.

Preise
Manuskripte-Preis (1990); Nicolas Born-Preis (1990); Preis für europäische Poesie der Stadt Münster (1993); Christine Lavant-Lyrikpreis (1994); Heimito von Doderer-Preis (2000); H.C. Artmann-Preis (2004); Erich Fried-Preis (2007).


Programm (Änderungen vorbehalten)
Freitag, 7. 11.
18:00 Abendessen
20:00 Einführungsvortrag
21:00 Lesung Waterhouse

Samstag, 8.11.
09:30 Poetik und Weltwahrnehmung bei Waterhouse
10:15 Medienkritik in (Krieg und Welt)
11:00 Lesung Waterhouse
11:30 Peter Waterhouse und Paul Celan
12:15 Mittagessen
15:00 Vertonungen von Gedichten von Waterhouse (Tonaufnahmen).
Anschließend Werkstattgespräch mit dem Autor
18:00 Abendessen
20:00 Waterhouse als Übersetzer
21:00 Filmporträt Waterhouse

Sonntag, 9.11.
09:30 Waterhouse und die Romantik
10:30 (Krieg und Welt): Vorstellung und Diskussion
11:30 Lesung Waterhouse
12:15. Seminarende


Anmeldung: Hans Streit jstreit@gol.com

Teilnahmegebühr 31.000 Yen (Studenten/Lehrbeauftragte 19.000 Yen); Anmeldegebühr 5000 Yen.
Anmeldung ab sofort möglich
1. nach Überweisung der Anmeldegebühr von 5000 Yen mit Zahlschein der Post – Postgirokonto: Ousutoria Gendai Bungaku Seminaru 00170-0-49707 – sind Sie als Teilnehmer/in vorgemerkt.
2. Schicken Sie bitte eine formlose Mail an tsuchiya@hum.nagoya-cu.ac.jp oder jstreit@gol.com mit Ihren genauen Daten (Adresse/Tel/Mail/Position) zwecks späterer Zusendung von Seminarmaterialien. Anmeldung bis Ende Juli 2008, bei Absage kann leider die Anmeldegebühr nicht rückerstattet werden.

Weitere Informationen bei Masahiko Tsuchiya: tsuchiya@hum.nagoya-cu.ac.jp oder Leopold Federmair: federmair@hotmail.com
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„Vielleicht war es am schönsten für das Kind, gelassen zu werden, nicht den Verliererweg und nicht den Gewinnerweg gehen zu sollen. So war dann die Abreise der Mutter gewesen, Reise auf keinem Verliererweg, auf keinem Gewinnerweg. Die Abreise kein Verlassen, nicht einmal Loslassen, die Reise ein Lassen. Und ebenso spürte ich auch da weit von ihr, da in Jesenice, die Liebe der Geliebten: Geliebtwerden war ja vielleicht eine Tarnkappe tragen und unsichtbar sein.“ (Krieg und Welt)