各講演の要旨については下記参照
[Deppermann教授主要著作]
Deppermann, Arnulf (2007): Grammatik und Semantik aus gesprächsanalytischer Sicht. Berlin/New York: de Gruyter, 2007. (Linguistik - Impulse & Tendenzen 14)
Deppermann, Arnulf/Hartung, Martin (Hrsg.) (2003): Argumentieren in Gesprächen. Gesprächsanalytische Studien. 167 S. - Tübingen: Stauffenburg. (Stauffenburg Linguistik 28)
Lucius-Hoene, Gabriele/Deppermann, Arnulf (2002): Rekonstruktion narrativer Identität.
Ein Arbeitsbuch zur Analyse narrativer Interviews. Opladen: Leske und Budrich.
Deppermann, Arnulf/Spranz-Fogasy, Thomas (Hrsg.) (2002): be-deuten: Wie Bedeutung im Gespräch entsteht. Tübingen: Stauffenburg. (Stauffenburg Linguistik 27)
Deppermann, Arnulf (1999): Gespräche analysieren. Eine Einführung in konversationsanalytische Methoden. Opladen: Leske und Budrich.
[講演要旨]
„Verstehen im Spannungsfeld von Mündlichkeit und Schriftlichkeit“
Die Hermeneutik, später auch die cultural studies oder die empirisch-psychologische Textrezeptionsforschung haben sich damit befasst, wie Leser Texten Sinn zuschreiben. Sozialphilosophen (wie etwa Weber, Schütz, Mead, Habermas) sehen in Prozessen der symbolvermittelten Verständigung das alltagsweltliche Fundament der sozialen Welt und der Möglichkeit gesellschaftlicher Integration. Mit dem Verstehen werden dabei oftmals emphatisch aufgeladene normative Qualitäten verknüpft.
Wie aber verhalten sich diese, aus der Analyse der Schriftlichkeit und der zeichen- und sozialtheoretischen Reflexion entstandenen Konzeptionen des Verstehens zum alltagsweltlichen Verstehen im Gespräch? Ist hier eigentlich vom gleichen Vorgang die Rede? Sind mentalistische, normative und leserbezogene Konzepte des Verstehens brauchbar für die Analyse beobachtbarer Prozesse der Herstellung von Intersubjektivität in Gesprächen?
Ein neues Forschungsprojekt der Abteilung "Pragmatik" des IDS widmet sich dem Thema "Sprachlich-kommunikative Verfahren der Dokumentation von Verstehen in der verbalen Interaktion". Es untersucht anhand von Audio- und Videoaufnahmen authentischer Gespräche, wie Gesprächsteilnehmer einander anzeigen, wie sie Beiträge ihrer Partner verstehen und wie ihre eigenen Äußerungen verstanden werden sollen.
Der Vortrag exponiert zunächst die die theoretische und methodologische Problematik der Untersuchung von "Verstehen im Gespräch". Anhand von empirischen Beispielen werden dann elementare sequenzielle Organisationsformen und typische sprachliche Manifestationen der Dokumentation und der Verhandlung von Verstehen im Gespräch aufgezeigt. Diese sprachlichen und interaktiven Formen deuten darauf hin, dass Verstehen im Gespräch sich durch weitgehende Lautlosigkeit und Ökonomie, durch Vagheit, Revidierbarkeit und pragmatisch motivierte Selektivität auszeichnet. Intersubjektivität stellt sich dabei als systematisch organisiertes, doch stets prekäres Prozessphänomen dar, das auf der soziokognitiven Infrastruktur der sequenziellen Organisation von Gesprächen beruht. Wenn Gesprächsteilnehmer Verstehen explizit thematisieren, hat dies fast immer auch gesprächsrhetorische Funktionen: Gesprächsverläufe werden zur Disposition gestellt und neu ausgerichtet, Fragen der Verständlichkeit von Beiträgen werden in den Dienst der Akzeptanz und der Durchsetzung von Positionen gestellt.
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„Lexikalische Bedeutung oder Konstruktionsbedeutungen?
Ein Blick auf die construction grammar anhand von Konstruktionen mit verstehen“
Neuere grammatiktheoretische Ansätze aus dem Umkreis der construction grammar lehnen die strikte Abgrenzung einer formalen Grammatik/Syntax von einem semantischen Lexikon ab. Stattdessen gehen sie davon aus, dass (grammatische) Konstruktionen die Grundeinheiten der sprachlichen Kompetenz seien. Konstruktionen sind durch die Verknüpfung spezifischer formaler (lexikalischer, morphologischer, syntaktischer) Eigenschaften mit funktionalen (semantischen, pragmatischen, rhetorischen etc.) Eigenschaften definiert. Grammatische Unterschiede ziehen nach dieser Auffassung also unmittelbar Bedeutungsunterschiede nach sich. Mit einer einheitlichen lexikalischen Bedeutung eines Wortes im Kontext unterschiedlicher Konstruktionen ist demnach nicht zu rechnen.
Ich werde von einer korpusbasierten Untersuchung unterschiedlicher Konstruktionen mit dem Lemma verstehen berichten, in denen diese Hypothese getestet wird. Wir fragen, ob sich die Varianz der Semantik und Pragmatik des Lemmas als Resultat einer konstruktionsabhängigen Semantik/Pragmatik erklären lässt, die schließlich zur Aufgabe des Konzept der lemmagebundenen lexikalischen Bedeutung führen müsste. Die Alternativthesen, die für die Annahme einer lexikalischen Bedeutung sprechen, besagen, dass semantische und pragmatische Variation vielfach nicht syntaxabhängig ist und dass es eine lexikalische Kernbedeutung gibt, die konstruktionsunabhängig invariant ist.
以上