<慶應義塾大学>文学部コロキウム「Schwellen der Medialisierung」のお知らせ
慶應義塾大学科研費コロキウム「Schwellen der Medialisierung」開催のお知らせ


慶應義塾大学文学部独文学専攻では、平成17-19年度文部省/日本学術振興会科学研究費による基盤研究(B)「20世紀後半から21世紀初頭の日本におけるメディア革命の比較文化理論的研究」の一環として、研究パートナーであるドイツ・ジーゲン大学と共同で、標記のコロキウムを以下の要領にて開催いたします。
皆様奮ってご参集、ご参加ください。

       
日 時: 2007年9月21 日(金)13時から / 22日(土)10時30分から
場 所: 慶應義塾大学三田キャンパス北館4階会議室
http://www.keio.ac.jp/access.html]

講演者および予定講演題目(敬称略・順序は予定)

21日(金)
Andreas Käuser (Siegen):
Epochenschwelle 1800—Medienumbruch 2000: Referenzen und Differenzen.
Kanichiro Omiya (Keio):
Ein Ende der Mediengeschichte—Carl Schmitts „Die Buribunken“
Ralf Schnell (Siegen):
Empedokles: Legende - Trauerspiel - Film

22日(土)
Mario Kumekawa (Keio):
Medialisierung des biologischen Lebens. Künstliche Lebwesen auf dem Computerbildschirm
Yuji Nawata (Chuo):
Digitalisierung altjapanischer Kulturtechniken
Ludwig Pfeiffer (Jacobs University Bremen)
Mori Ogai und seine heutigen Avatare: Tatsächlichkeit und Medialisierung
Josef Fürnkäs (Keio):
Der Zuschauer—[color=00000]Form@t und Figur

使用言語: ドイツ語(通訳なし)
参加無料
問い合わせ: omiya_AT_flet.keio.ac.jp



Vorbereitende Überlegungen und Fragestellungen zum Kolloquium
Medialität ist ein Begriff aus dem Kontext anthropologischer Medienreflexion, der Vorstellungen von Einzelmedien oder technologischen Medien zunächst suspendiert. Medialität bezeichnet Eigenschaften, und zwar die Eigenschaften der Konstitution und Organisation des menschlichen Selbst- und Weltbezugs. Anthropologische Medienreflexion schließt an Diskurse des 19. Jahrhunderts an, die Individualität und Subjektivität „im Rahmen einer zunächst physiologischen, dann psychologischen und kulturhistorischen Konkretisierung“ (Müller-Tamm 2005:209) beschrieben und die Aufmerksamkeit für somatische, materiale und phänomenale Komponenten in Wahrnehmungs-, Empfindungs- und Kognitionsprozessen schärften. Der medienanthropologische Grundgedanke ist, dass Medialität einen Aspekt innerhalb einer dreigliedrigen, dynamischen Wechselbeziehung darstellt: Diese besteht in der medialen Materialität und/oder Phänomenalität, in der Verkörperung, konkreten Situierung und imaginativen Responsivität des Individuums und in der Notwendigkeit, aber auch Indifferenz von Gegenständen, die Bedeutsamkeit erst innerhalb von Medialisierungsprozessen erlangen.
Der Begriff Medialisierung zielt folglich auf den Prozess der Konkretion von perzeptiven, kognitiven und affektiven Potentialen und deren Gegenständen oder Gehalten. Medialisierung ist keine Differenz oder Grenze, sondern ein Prozess; Medialisierung hat einen Eigenwert, der sich an ihrer Phänomenalität und ihren Effekten erkennen lässt. Beobachtet werden muss Medialisierung also als je spezifisches Schwellenphänomen, das - wie die im folgenden skizzierten drei aktuellen Positionen zeigen—z.B. zwischen Psyche und Institution, Aisthetisierung und Performanz, Phänomenalisierung und Tatsächlichkeit lokalisiert sein kann.

1) Kanichiro Omiya zeigt, dass sich die Vorstellung einer immer konfliktträchtigen Eingliederung der individuellen Psyche in soziale und historische Zusammenhänge in der Moderne adäquat mit den Begriffen Medialisierung und Institution fassen lässt. Sowohl die Psychoanalyse Freuds als auch ihre Anpassung an die japanische Kultur bei Heisaku Kosawa suchen den Ausgangspunkt dieser Konflikte festzumachen. Dies führte—im Unterschied zu Freud—„bei Kosawa nicht zur Hypostasierung des Ursprungs, sei es als Urszene des Kranken, sei es als Urkonflikt der Urhorde, sondern zur Medialisierung des Psychischen.“ (Omiya 2005: 60). Auslöser psychischer und sozialer Reibungen ist für Kosawa ist nicht eine individuelle oder kollektive Vergangenheit, sondern die variablen Erscheinungsformen von Institution—Familienstruktur, Religion, Sinnangebote. Diese Erscheinungsformen bleiben aber provisorisch und problematisch, da sie Psychisches lediglich sozial situieren und konkretisieren, es aber nicht bereits in ein sinnhaftes Gefüge (z.B. Tradition) integrieren (vgl. Omiya 2005: 55). Mit der Trias Medialisierung-Psyche-Institution sind also die Potentiale möglicher Sozialität umrissen, die in konkreten Einzelfällen detailliert beschrieben werden könnten. Direkt schließt daran die Frage nach den Spielräumen für Erfahrung(stypen) und Subjektmodellen innerhalb von Medialisierungsprozessen oder -momenten an. Indirekter kann nach dem Thematisch-Werden und dem Begriff-Werden von Medialität, Medialisierung und Medien in verschiedenen Kulturen gefragt werden (z.B. in Erweiterung der Ansätze bei Odin 2001), es kann aber auch—wie Omiya zeigt—das systematische Erklärungspotential dieser Begriffe erkundet werden.

2) Für Sybille Krämer stellt der Begriff Medialität stellt zwei Extrempositionen in Frage, nämlich erstens die Auffassung von Medien als Instrumenten, welche die transparente Übertragung, Speicherung und Distribution von Begriffen, Repräsentationen oder Informationen leisten, und zweitens die Gegenbehauptung, Medien generierten gewissermaßen selbsttätig ihre Gehalte und Adressaten (Krämer 2004: 22). Dagegen macht Krämer auf den ‚Eigenwert‘ der medialen Vermittlungsinstanz aufmerksam; Medien machen vor und jenseits aller Symbolisierung zunächst Wahrnehmungsangebote. Die von Medien geleistete Aisthetisierung ist nicht allein prozessual, sondern präziser performativ, denn sie transformiert erstens Wahrnehmungsgegenstände in Ereignisse (verleiht ihnen punktuelle Bedeutsamkeit) und kann sie zweitens durch Iteration längerfristig stabilisieren und variieren. Daran kann man die Frage nach dem Medien-Werden anschließen, das heißt nach der Etablierung, Institutionalisierung, Routinisierung und Normalisierung von Medialität im Hinblick auf die Anforderungen sozialer Systeme. (Vgl. zur Auffassung von als ‚normalisierten’ oder ‚sedimentierten’ Erscheinungsformen von Medialität/Medialisierung Pfeiffer 2004: 328) Wie etablieren sich Medienkonfigurationen soziokulturell, wie werden Technologien zu Medien, unter welchen Umständen verschwinden Medien wieder?

3) Medialisierung bedingt als Differenzierungsleistung die mentale Wirklichkeitskonstitution mit und ermöglicht insofern Semiose und Sinnbildung (vgl. Pfeiffer 2004: 328, Jäger 2004). Den Medialisierungsprozess selbst (und nicht seine Resultate) zeichnet jedoch, wie K. Ludwig Pfeiffer betont, zusätzlich und wesentlich eine entdifferenzierende Qualität aus: Wahrnehmbares medial zu konkretisieren und auf Perzeptions-, Kognitions- und Affektpotentiale zu beziehen generiert noch unterhalb der Schwelle definitiven Sinns Bedeutsamkeit. Deren Intensität kann Sinndimensionen unterlaufen oder überschießen und so Tatsächlichkeitseffekte (sowohl des Medialisierten als auch des Medialisierens) zeitigen. „Bei der Konkretisierung kommen … Formen der Medialisierung ins Spiel, wenn es, wie ich unterstelle, gilt, Realitäts- und / als Erfahrungseffekte zu erzielen, die mehr als bloß imaginäre und mehr als bloß konventionelle oder grob-faktische Geltung beanspruchen können.“ (Pfeiffer 2004: 328). Wo wären dann Beispiele sinnlich faszinierender Sinnsuggestion, ‚drittem‘ oder ‚stumpfem Sinn‘ (Barthes) zu finden? Auf welchen Kopplungen von Gegenstand und Medialisierungstyp fußt Tatsächlichkeit?

  • Literatur:
  • Jäger, Ludwig (2004): „Wieviel Sprache braucht der Geist? Mediale Konstitutionsbedingungen des Mentalen“, in: Linz, Erika, Ludwig Jäger (Hrsg.): Medialität und Mentalität. Theoretische und empirische Studien zum Verhältnis von Sprache, Subjektivität und Kognition. München: Fink, S. 15-42.
  • Krämer, Sybille (2004): „Was haben ‚Performativität’ und ‚Medialität’ miteinander zu tun? Plädoyer für eine in der ‚Aisthetisierung’ gründende Konzeption des Performativen.“ in: Krämer, Sybille (Hrsg.): Performativität und Medialität. München: Fink, S. 13-32.
  • Müller-Tamm, Jutta (2005): Abstraktion als Einfühlung. Zur Denkfigur der Projektion in der Psychophysiologie, Kulturtheorie, Ästhetik und Literatur der frühen Moderne. Freiburg i.Br.: Rombach.
  • Omiya, Kanichiro (2005): „Das Psychische als Medium der Institution. Kosawa Heisakus Umbildung des Ödipuskomplexes“ in: Josef Fürnkäs, Masato Izumi, K.Ludwig Pfeiffer, Ralf Schnell (Hrsg.): Medienanthropologie und Medienavantgarde. Ortsbestimmungen und Grenzüberschreitungen. Bielefeld: Transcript, S. 47-60
  • Pfeiffer, K. Ludwig (2004): „Phänomenalisierung und Sinnsuggestion: Performative Intermedialität und die Oper“ in: Krämer, Sybille (Hrsg.): Performativität und Medialität. München: Fink, S. 325-346.
  • Odin, Steve (2001): Artistic Detachment in Japan and the West. Psychic Distance in Comparative Aesthetics. Honolulu: University of Hawai’i Press.