<慶應義塾大学独文研究室・グローバル本部>第2回国際若手研究者コロキウム
国際若手研究者コロキウム『世界の読解可能性』のご案内
 
慶應義塾大学スーパーグローバル事業の「短期留学生受入プログラム」の支援を受けて、ドイツとスイスから来日する若手研究者を交えて、下記の日程で第2回『国際若手研究者コロキウム』を開催することになりましたので、ご案内申し上げます。
 

Lesbarkeit der Welt – II. Internationales Kolloquium für Nachwuchswissenschaftler
日時: 2019年3月24日(日) 10:00-16:30
場所: 慶應義塾大学三田キャンパス 東館4階オープンラボ
 
このコロキウムは、日本で研究する修士・博士課程在籍者、ポスドクの方々と、ドイツ語圏で研究する若い研究者とが相互に交流することを通して、研究成果の共有と問題点の話し合い、研究課題の将来的展望、ドイツやスイスでの研究留学の可能性などについて意見を交換する場です。
会には5名のドイツとスイスからの若手研究者が出席し、うち2名が博士論文について発表します。日本側からは4名の若手研究者が研究発表をおこないます。
基調講演者に、ジュネーヴ大学文学部のルネ・ヴェッツエル教授(中世ドイツ文学)をお迎えします。
次世代を担う若い研究者と知り合う貴重な機会ですので、年齢、専門の別を越えて、さまざまな研究者の方々に参加していただければと考えています。
会終了後(19:00-)にはささやかな懇親会も用意しています。
 
*日本独文学会文化ゼミナールの招待講師として来日される、ノルベルト・オットー・エーケ教授(パーダーボルン大学)の講演会も17時15分から同日開催されます。こちらにもご参加ください。
http://www.jgg.jp/modules/organisation/index.php?content_id=430
 
プログラムは以下の通りです。(発表要旨は末尾をご覧ください。)
10.00-10.10 Begrüßung
10.10-11.10   Eröffnungsvortrag
Prof. Dr. René Wetzel (Université de Genève): Mehr als nur Metaphern? Spiegelberg und Augenweide bei Mechthild von Magdeburg und ihrer Rezeption.
 
11.10-11.50
Yuri Yoshikawa (Waseda Universität): Die Welt der Spuren in Christoph Ransmayrs Roman Die Letzte Welt
11.50-12.30
Chisa Tanimoto (Keio Universität): Yoko Tawadas Schriftwechselexperiment — Über die Genese des Gedichts Die Mischschrift des Mondes
 
12.30-13.30  Mittagspause
 
13.30-14.10
Takuto Nito (Rikkyo Universität): Buchkultur um 1800 und damalige Notizhefte Friedrich Schlegels. Zum philologischen Habitus in der Literaturwissenschaft
14.10-14.50
Keiko Tanabe (Waseda Universität): „ein, winziges, Buch“. Walter Benjamins alternatives Medium des Erinnerns
14.50-15.10 Kaffeepause
15.10-15.50
Johanna Tönsing (Universität Paderborn): John von Düffels Ego (2001) als seismographisches Registrierinstrument der neoliberalen Krise
15.50-16.30
Katharina Wimmer (Université de Genève): Von spiegelglas und mannes schate. Überlegungen zur Relation von Bild und Abbild
 
17.15-18.45  Sonderveranstaltung:
Gastvortrag von Prof. Dr. Norbert Otto Eke (Universität Paderborn)
Der ‚eigene Kalender‘ des Erinnerns. Herta Müllers ‚Wahrheit‘ der erfundenen Erinnerung
 
19.00  Büffet
 
皆さまのご参加を心よりお待ちしています。
 
香田芳樹(慶應義塾大学)
問合せ先:koday[at]flet.keio.ac.jp
 
Abstract
René Wetzel:  Mehr als nur Metaphern? Spiegelberg und Augenweide bei Mechthild von Magdeburg und ihrer Rezeption.
Metaphern, die aus ungewöhnlichen Komposita bestehen und damit einen Assoziationsraum eröffnen, der von keinem anderen Begriff abgedeckt werden kann, sagen mehr aus über das menschliche Denken und die Mechanismen der Begriffsbildung, als man zunächst erwarten könnte. Der Vortrag geht den Traditionen von zwei solcher Metaphern nach, die Mechthild von Magdeburg in ihrem Fließenden Licht der Gottheit verwendet. Im Vergleich mit der lateinischen Bearbeitung sowie der deutschen Rückübersetzung soll gezeigt werden, wie das menschliche Analogiedenken Begriffsbildung anstößt und Begriffsverstehen steuert, und wie die Mystik bei ihrer Suche nach Möglichkeiten des Ausdrucks von per se Unsagbarem das Potential von Metaphern nutzt.
 
Yuri Yoshikawa: Die Welt der Spuren in Christoph Ransmayrs Roman Die Letzte Welt
Auf die Ambiguität der intertextuellen Bezüge zu Ovids Metamorphosen (Metamorphōseōn librī) in Ransmayrs Die letzte Welt wurde in den bisherigen Forschungsansätzen häufig hingewiesen und als ein Merkmal postmoderner Literatur identifiziert. Offen bleibt hingegen, ob und inwieweit im Roman programmatisch intertextuelle Bezüge zu anderen Referenztexten auszumachen sind und welche Funktion diese in Bezug auf Ovids Metamorphosen in Ransmayrs Text entfalten. Dieser Frage widmet sich nun der gegenständliche Vortrag. Dabei kommen einerseits weitere Texte Ovids in Betracht, insbesondere die Exildichtungen (Epistulae ex Ponto und Tristia), andererseits auch Vergils Aeneis und Die Nashörner von Eugène Ionesco. Zu berücksichtigen sind insbesondere metatextuelle Elemente, der Aufbau der Metaphern und stilistische Faktoren.
 
Chisa Tanimoto: Yoko Tawadas Schriftwechselexperiment — Über die Genese des Gedichts Die Mischschrift des Mondes
Yoko Tawadas Gedicht Die Mischschrift des Mondes (2010) entstand aus der Überarbeitung von zwei vorangehenden Fassungen: Eine der beiden ist ein Gedicht, das sie erst auf Japanisch schrieb, die andere ist dessen deutsche Übersetzung. Das Besondere an der dritten Fassung, um die es hier geht, ist, dass sie mit zwei Schriftarten (Alphabet und Kanji) geschrieben ist, wobei sinntragende Stellen durch chinesische Zeichen ersetzt sind. Das ist nämlich ein Versuch, die deutsche Schrift mit der chinesischen zu kombinieren, was konkret meint, deutsche Wörter durch chinesische zu ersetzen –– ein „Kunstprojekt“ nach Tawada. Zu erwägen wäre nun, welche Konsequenzen sich aus dem Schriftwechselexperiment ergeben, etwa wenn Tawada sinntragende deutsche Wörter „wörtlich“ in chinesische Zeichen überträgt. Denn in der dritten Mischschrift-Fassung sind nicht immer die gleichen Zeichen verwendet wie in der ersten, so dass die beiden anders wirken. Durch eine genaue Textanalyse möchte mein Beitrag den Variationen und ihren Bedeutungen in den drei Fassungen folgen.
 
Takuto Nito: Buchkultur um 1800 und damalige Notizhefte Friedrich Schlegels. Zum philologischen Habitus in der Literaturwissenschaft.
In diesem Vortrag möchte ich eine der neuartigen Ausdrucksintentionen um 1800 bei Friedrich Schlegel (1772-1829) aufgreifen und versuchen, seine Technik des literarischen Schreibens in Bezug auf den von ihm bevorzugten fragmentarischen Schreibstil mit der philologischen Arbeitstechnik bis heute, in Zusammenhang zu bringen. Im Hauptinteresse meines Referats steht die Problematik des damaligen Fragments im Sinne eines Mediums, welches sich zwischen der Ebene der Publikation und der der Handschriften bewegt, und somit auf beiden literarischen Tätigkeiten eng bezieht. Dieses aphoristische Schriftmedium sollte man nämlich nach seinem textproduzierenden Prozess genauer veranschaulichen: Zu beziehen ist es zum einen auf den Buchdruck wie die bekannten Fragmente (1798) in der von den Brüdern Schlegel herausgegebenen Zeitschrift Athenäum, zum anderen auf die Schrift- und Denkweise mit Notizheften wie Schlegels Fragmente zur Litteratur und Poesie (ca. 1797), die er von etwa 1795 bis zu seinem Tod führte.
 
Keiko Tanabe: „ein, winziges, Buch“. Walter Benjamins alternatives Medium des Erinnerns
„ein, winziges, Buch“ oder „ein schmales Buch―so nannte Walter Benjamin(1892-1940) immer wieder die Erinnerungsarbeit seiner Berliner Kindheit um neunzehnhundert (1932-38, Abk. Berliner Kindheit), obwohl er schon in Einbahnstraße (1928) die Klassizität der Buchform kritisiert und die Wirkungskraft anderer Medien (z.B. Reklame, Fragment, Zeitschriftartikel) hochgeschätzt hatte. Warum kehrte dann das Buch als Ausdrucksmedium bei Benjamin im Exilleben wieder zurück? Dies ist die Hauptfragestellung dieses Vortrags. In Hinsicht auf Schreib- und Erinnerungspraxen möchte ich mit der Lektüre von Berliner Kindheit und Deutsche Menschen (1932-33,1936), die beides als „Buch“ konzipiert wurden, die Bedeutung der Wiederkehr bei Benjamin erklären.
*Dieser Vortrag wurde vom Waseda University Grant for Special Research Project (2018K-071) gefördert.
 
Johanna Tönsing: John von Düffels Ego (2001) als seismographisches Registrierinstrument der neoliberalen Krise
Dieser Beitrag zeigt Ego als einen literarischen Text, der die subtilen Auswirkungen der neoliberalen Krise auf das Subjekt reflektiert. Dabei wird die Krise als Ergebnis grundsätzlicher Transformationen eines Gesamtsystems aufgefasst, die zu einem tiefgreifenden Wandel der Arbeits- und Sozialwelt geführt. Die vielversprechenden Revolutionen der Arbeitswelt führten in Deutschland zu einem Anstieg immer prekärer werdender Beschäftigungsverhältnisse und damit zum Anwachsen des Drucks, dem der Einzelne ausgesetzt ist. Der Roman funktionalisiert der Text den Körper als eine eigene Sprechinstanz und macht damit auf die Internalisierung neoliberaler Optimierungslogiken aufmerksam.
 
Katharina Wimmer: Von spiegelglas und mannes schate. Überlegungen zur Relation von Bild und Abbild
Wer vom Spiegel sprechen will, kann den Schatten nicht ausklammern, zu oft werden die Begriffe in der mittelalterlichen volksprachigen Literatur synonym oder nur unwesentlich voneinander abgegrenzt verwendet. Doch was macht das Abbild zum Spiegel-, was zum Schattenbild? Und welche Auswirkungen hat diese Unterscheidung für das Textverständnis? Anhand ausgewählter Textstellen des Roman de la Rose von Guillaume de Lorris und Jean de Meun sowie des Tristanromans Gottfrieds von Straßburg werden diese Fragen im Kontext der Urbild-Abbild-/Bild-Abbild-Relation diskutiert und ein Interpretationsangebot der den Narzissmythos in auffallender bzw. unterschwelliger Weise aufgreifenden Stellen präsentiert. Die angestellten Überlegungen sind Teil des Dissertationsprojekts zu Spiegelungsphänomenen in deutschsprachiger höfischer Literatur des 12. bis 14. Jahrhunderts.