<慶應義塾大学>『ヒューマンプロジェクト』第3回中世コロキウムのご案内
日本独文学会会員の皆様

科研費プロジェクト『ヒューマンプロジェクト』の一環として、第3回中世コロキウムを開催することとなりました。ご関心をおもちの方は、是非ご参加下さいますようご案内いたします。



第3回 中世コロキウム『中世文学における経験、ファンタジー、詩作』
日時:2013年2月23日(土)13:30-18:00
場所:慶應義塾大学 三田校舎 東館4階セミナー室


„Was ich nicht lebte und was mir nicht auf die Nägel brannte und zu schaffen machte, habe ich auch nicht gedichtet und ausgesprochen. Liebesgedichte habe ich nur gemacht, wenn ich liebte.“ Als J. W. Goethe 1830 im Gespräch mit Eckermann sein Dichtungsprinzip so formuliert hat, lebte er noch in der Welt, in der sich der Dichter mit dem Geist der Muse verbunden fühlte und die Poesie ihre ästhetische Qualität in der Persönlichkeit des Dichters besaß. Dabei zweifelte der Dichter nicht daran, dass seine Erfahrungen in der literarischen Form auf den Anderen übertragbar waren. Heute glaubt man an diesen Optimismus nicht mehr, und ebenso wenig hat man im Mittelalter daran geglaubt. Die mittelalterlichen Lyriker und Epiker haben sich davor gescheut, die Subjektgebundenheit in den Schaffensprozess ihres Werkes einzugliedern. Das literarische Werk war für sie das Produkt, das im historischen Prozess durch das volkstümliche Kollektivum gemacht wurde. Jedoch besteht die Originalität in der mittelalterlichen Literatur: Geographische Erweiterung der Lebenswelt durch den Verkehr und den Handel hat die Raumvorstellung des Romans in eine andere Dimension versetzt. Die von der antiken Gesellschaft getrennte moderne Zeitauffassung hat den Fortschrittsgedanken entwickelt und den Leser gefördert, die Protagonisten in immer währender Entwicklungsphase zu betrachten. Die Urbanisierung im 12. und 13. Jahrhundert hat eine neue Beziehung zwischen Literatur und Lesern mit Nachdruck gefordert. Die mittelalterlichen Dichter mussten sich also in die Spannung zwischen erfahrener Welt, ihrer Phantasie und ihren dichterischen Aufgaben hineinversetzen. Unser wissenschaftliches Kolloquium soll verschiedene Aspekte der Frage nach „Erfahrung, Phantasie und Dichtung“ in der mittelalterlichen Literatur beleuchten.

Samstag, 23. 2. 2013
13.30-13.40 Begrüßung
13.40-14.20 Yoshiki KODA 香田芳樹 (Keio-University): Erfahrungshorizonte der ewig wiederkehrenden Zeit von der Antike bis zum Spätmittelalter
14.30-15.10 Yuko KATAYAMA 片山由有子 (Keio-University): Das mystische Gespräch zwischen Seele und Körper bei Mechthild von Magdeburg
15.20-16.00 Walter Günther ROHR (Chung Ang University/Seoul): Konrads von Würzburg episches Werk aus der Sicht seines „Partonopier“-Prologs
16.10-16.50 Jun YAMAMOTO 山本 潤 (Tokyo Metropolitan University): Autorschaft im „Dietrichs Flucht“ – Selbstnennung, laudatio temporis acti und kollektives Gedächtnis
17.00-17.40 Andrea KUKLINSKI (Tokyo University of the Arts): Schrecklicher Alltag und Alltäglichkeit des Schreckens: Historische Wirklichkeitserfahrung und Nibelungenlied
17.40-18.00 Schlussdiskussion

配付資料がございます。事前にご連絡をいただければ幸いです。皆様のご参加をお待ちいたします。


Yoshiki KODA 香田芳樹(慶應義塾大学)koday_AT_flet.keio.ac.jp