"国際シンポジウム「ポストダーウィニズム」へのお誘い"

来る11月17,18日(土、日)に、慶応義塾大学三田キャンパスにて国際シンポジウム"Postdarwinismus oder: Quo vadis humanitas?"を、Bernhard Siegert (Weimar)、Wolfgang Mueller-Funk (Wien)両氏を招待パネリストとして開催いたします。皆様のご参集をお待ちいたします。

Themenbeschreibung zum Symposium:

Postdarwinismus oder: Quo vadis humanitas?


17. (Sa.)/18.(So.) November 2012,
Keio-University, Tokyo (Mita-Campus)
East Research Building, 4th Floor, Seminar-Room
http://www.keio.ac.jp/en/maps/mita.html


Selektion, Replikation, Vererbung, Mutation, Verzweigung legen als Prinzipien der Evolution nach Charles Darwin nahe, dass der Mensch ein ohne Notwendigkeit und ohne Bezug auf ein Absolutes entwickeltes Lebewesen ist. Durch Kontingenzen und jeweils umweltabhängige Selbstdifferenzierungen hindurch ist er so geworden wie er eben ist: „Ecce homo. Wie man wird, was man ist“ (F. Nietzsche). Allerdings ist diese inhärente Veränderlichkeit der Gattung Mensch eigentlich nur phylogenetisch bedeutsam, ontogenetisch bezogen auf das Leben des Einzelmenschen hingegen kaum. Durch E. Haeckels Rekapitulationstheorie ist sie gleichwohl auf die ontogenetische Ebene übertragen worden, um dort das Selbstverständnis der je aktuell existierenden Menschen zu vielfach missverständlichen Vorstellungen zu verleiten, als ob die Evolution die je eigene Geschichte wäre, als ob der je einzelne selbst einmal Eukaryot, Protist, Alge oder Fisch oder Tier gewesen wäre. Die ironische Reflexion auf einen solchen Kurzschluss (Menschwerdung des Affen) liefert Kafkas „Bericht für eine Akademie“, den futuristischen Entwurf als affirmative Beschreibung der möglichen „organischen Konstruktion“ von Maschine und Mensch E. Jüngers „Der Arbeiter“, um nur zwei ganz gegensätzliche Thematisierungen zu nennen. Über die biologische Evolutionstheorie hinaus bis in sozialanthropologische Lehren und politische Ideologien (Sozialdarwinismus) hinein lässt sich zudem beobachten, dass gerade zwischen 1900 und 1950 Vorstellungen verbreitet waren, welche die Menschheit überhaupt im Übergang (Krise, Apokalypse) sahen: Die Überwindung des alten Typus „Mensch“ („Bürger“, „Individuum“) sollte „neue“, „künstliche“, „bessere“ Menschen zur Welt bringen. Wirkung und Folgen postdarwinistischer Effekte zwischen Gattung und Einzelmensch, Phylogenese und Ontogenese auszumessen, dazu soll unser Symposion Beiträge liefern.

Zeitplan für das Symposium

17.11. (Sa.)
10:00 – 10:10
Kanichiro Omiya (Tokyo University)
Begrüßung

Vormittagsprogramm (Moderation: Kanichiro Omiya)
10:10 – 11:10
Kentaro Kawashima (Keio-University)
Die andere Verwandlung. Über Kafkas Ein Bericht für eine Akademie.

(kleine Kaffeepause)

11:20 – 12:20
Wolfgang Müller-Funk (Wien)
Darwinismus als große Erzählung: Analyse einer Leerstelle in der klassischen österreichischen Moderne: Freud, Musil, Broch, Canetti.

(Mittagspause)

Nachmittagsprogramm (Moderation: Satoshi Kuwahara, Niigata University)
15:00 – 16:00
Josef Fürnkäs (Keio-University)
Jenseits von Magie und Geschichte?
Über einige anthropologische Motive bei Walter Benjamin


(kleine Kaffeepause)

16:20 – 17:20
Kanichiro Omiya
Zur Arbeit mobilisiert oder zum Spiel innerviert — zwei Modelle einer „anderen“ Anthropologie bei E. Jünger und W. Benjamin

Abend:
gemeinsames Abendessen

18. 11. (So.)
Vormittagsprogramm
(Moderation: Yusuke Terada, Doktorand, Keio-University / HU Berlin)
10:00 – 10:35
Satomi Nobata (Doktorand, Keio-University / Wien)
Selbstentfremdung als Krise und als Chance?
Überlegungen zur Überwindung von Individuum und nationalem Bürgertum

10:40 – 11:15
Mariko Harigai (Doktorand, Keio-University / FU Berlin)
Geräusche oder menschliche Stimmen? Gespielte Maschinen in Masataka Matsudas Theaterinszenierung

(kleine Kaffeepause)

11:25 – 12:00
Yasuhiro Morimoto (Doktorand, Keio-University / Siegen)
Reversibilität und Evolution.
Über den „Wiederholungszwang“ des Gesichtssinnes


(Mittagspause)

Nachmittagsprogramm (Moderation: Haruki Yasukawa, Keio-University)
14:20 – 15:20
Bernhard Siegert (Weimar)
Medusen des westlichen Pazifik. Seefahrt als Anthropotechnik

(kleine Kaffeepause)

15:40 – 16:40
Yuji Nawata (Chuo-University)
Weltliteratur im postdarwinistischen Zeitalter: August Strindberg und Yamamoto Yuzo

(kleine Kaffeepause)

17:00 –
Schlussdiskussion mit offenem Ende

Abend:
Party