Über die Gesellschaft für Deutsche Literatur im Dialog
Gesellschaft für Deutsche Literatur im Dialog (DeLiDi )


Die Gesellschaft für Deutsche Literatur im Dialog (http://www.delidi.de) wurde am 10. August 2009 in Mainz von Prof. Dr. Jang-Weon Seo (Korea University) und Prof. Dr. Sabine Obermaier (Johannes Gutenberg-Universität Mainz) gegründet. International hat sich unsere Gesellschaft auf der Asiatischen Germanistentagung 2012 in Beijing einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt.

Seit mehr als hundert Jahren werden deutsche Literatur, Philosophie und Kultur in Ostasien wirkungsvoll rezipiert. Bei der Rezeption des deutschen Gedanken- und Kulturguts haben die einfache Nachahmung sowie die Übersetzung eine herausragende Rolle gespielt. Es bleibt aber festzustellen, dass der Austausch zwischen den deutschen und den ostasiatischen Kulturräumen eine recht einseitige Angelegenheit war und ist. Der Osten übernahm und übernimmt viele Impulse aus dem Westen, aber der Westen lässt sich kaum auf den Osten ein. Dies führt nicht nur zu Ungleichgewichten im Wissen voneinander, sondern auch zu unterschiedlichen Wahrnehmungen.

Deutsche Literatur ist – wie auch deutsche Philosophie und Musik – in Korea, Japan und China sehr beliebt. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass KoreanerInnen, JapanerInnen und ChinesInnen deutsche Literatur anders lieben als Deutsche. Beliebt sind zum Beispiel in Korea noch immer Hermann Hesse, Franz Kafka und Rainer Maria Rilke und nicht die rasch wechselnden Modeautoren der neueren deutschen Literaturszene. Koreanischen RezipientInnen fallen andere Stichworte bei der Lektüre ein: Einsamkeit, Existenzfrage, Empfindsamkeit (während deutsche LeserInnen vielleicht mehr an Individuation und Sozialisation denken). Im Vordergrund stehen andere Fragen: Koreanische LeserInnen haben weniger Interesse an der Entstehungsgeschichte der Werke, sondern sind mehr von der Exotik der Themen und Ausdrucksweisen angezogen.

Dieser Herausforderung unterschiedlicher Rezeptionsweisen in Ost und West will sich unsere Gesellschaft stellen. Ein partnerschaftlicher Dialog soll dazu beitragen, dass wir einander besser verstehen und bestehende Differenzen überwinden. Unsere Gesellschaft will daher keine hierarchische Struktur etablieren, sie setzt vielmehr ganz auf den Dialog. Bisher existiert die Gesellschaft als lose Folge von Veranstaltungen und anderen Aktivitäten, die auf den Homepages www.delidi.de und www.delidi.kr dokumentiert werden

Oberstes Ziel der Gesellschaft ist der Dialog. Dialog verstehen wir dabei nicht als „einseitiges Belehren“, nicht als „einfaches Nachahmen“ und nicht als „einfaches Übersetzen“. Wir verstehen Dialog als einen Austausch von Ideen, Gedanken, Konzepten, Werten und Vorstellungen – und zwar gegenseitig!

Dialog verstehen wir dabei als
1. Dialog zwischen den Menschen – zwischen Menschen, die sich für deutsche Literatur interessieren. Dazu gehören nicht nur die LiteraturwissenschaftlerInnen, sondern auch AutorInnen aus Ost und West sowie ÜbersetzerInnen und andere Literatur-Interessierte. Im Mittelpunkt steht daher das Gespräch, in dem die Mitglieder der Gesellschaft sich über ihre Ideen und Meinungen zu deutschen literarischen Texten frei austauschen können. Die Dialogsprache ist deutsch (nicht koreanisch, japanisch, chinesisch).
2. Dialog zwischen den Kulturen – zwischen koreanischen, japanischen, chinesischen und deutschenKulturen. Die Gesellschaft fördert damit den Gedankenaustausch über nationale und kulturelle Grenzen hinweg, indem koreanische, chinesische, japanische und deutsche Sichtweisen auf deutsche literarische Texte gleichberechtigt zu Wort kommen.
3. Dialog zwischen den Texten – zwischen Texten verschiedenster Form, Stilrichtung und Provenienz: Texte aus Mittelalter, Neuzeit und Gegenwart, Texte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, unterhaltende wie ernste Literatur können gleichberechtigt Gehör finden. Unsere Gesellschaft will also auch die unterschiedlichsten Texte zueinander in dialogische Beziehung setzen, sie untereinander zum Sprechen bringen, was einen völlig neuen, weil freien Blick auf die deutsche Literaturlandschaft ermöglicht.

Wichtig ist unserer Gesellschaft dabei der freie Dialog. Frei heißt hier:
1. Frei im Sinne von unzensiert: Jede Idee, jede Meinung ist erlaubt.
2. Frei im Sinne von uneingeschränkt: Es gibt keine Festlegung auf ein bestimmtes theoretisches oder methodisches Konzept.
3. Frei im Sinne von unabhängig: Die Mitglieder kommunizieren unabhängig von Schulen und Moden.

Visionäres Ziel dieser Gesellschaft ist es daher, viele kleine Literaturzirkel in Korea, Japan, China und den deutschsprachigen Ländern zu etablieren und Literatur-Interessierte aller (!) Sparten (AutorInnen, ÜbersetzerInnen, LiteraturwissenschaftlerInnen etc.) zusammenzuführen – in kleinen Gesprächskreisen, über Literatur-Festivals und online in einem elektronischen Forum. Damit könnte die Gesellschaft zu einer Art „globalen (teil-)virtuellen Literatur-Salon“ werden – für alle Menschen, die sich für deutsche Literatur interessierern.
Daher unsere Bitte: Wer Interesse hat an unserem Dialog und vielleicht sogar bereit ist, einen kleinen Zirkel ins Leben zu rufen (in Japan, China oder auch anderswo), melde sich bitte unter: mzuniseo@yahoo.de