第51回ドイツ文化ゼミナール開催のお知らせ   参照数:5900
第51回ドイツ文化ゼミナール開催のお知らせ
 標記ゼミナールをドイツ学術交流会(DAAD)との共催で下記の通り開催いたします。 発表・討議はドイツ語で行います。参加ご希望の方は,[color=ff00000]10月14日までに日本独文学会に葉書もしくはEメールでお申し込みください。
葉書の場合:
裏に「文化ゼミ参加希望」と朱書のうえ,氏名現職住所(漢字・ ローマ字併記),電話番号メールアドレスをまとめて明記。
宛先(〒170-0005東京都豊島区南大塚3-34-6 南大塚エースビル501 日本独文学会)
Eメールの場合:
上記の項目を記載したメールをkulturseminar51@jgg.jpに送る。
 なお、参加は申し込み順に受付けますが,最終的な選考は理事会にお任せください。
総合テーマ: Hybridität – ein „alternatives“ Kulturprinzip? (Themenbeschreibung s. folg. S.) ◇ 招待講師: Prof. Dr. Monika Schmitz-Emans (Universität Bochum) ◇ 期間: 22. März (So.)-28. März (Sa.) 2009会場: 長野県茅野市 アートランドホテル蓼科参加費: voraussichtlich 50,000 Yen. ◇ 定員: 45 Personen ◇ 申込締切: 14. Oktober 2008
研究発表希望: ドイツ語による30分程度の発表を希望される方は,題目と内容を簡単に説明する文書(A4,1枚、独文)を添えて後日, 委員会にお申し出ください。発表者の決定は委員会に御一任願います。なお,学生・院生の方には旅費の補助があります。 日本独文学会・文化ゼミナール
Themenbeschreibung Rahmenthema: Hybridität – ein „alternatives“ Kulturprinzip? Das Wort „hybrid“ ist in letzter Zeit zu einem Modewort geworden, welches auf eine Vielzahl von Produkten oder kulturellen Erscheinungen angewendet wird. Es bedeutet soviel wie „gemischt, von zweierlei Herkunft, aus Verschiedenem zusammengesetzt, durch Kreuzung oder Mischung entstanden“. Ihm haftet wenigstens im heutigen Sprachgebrauch zumeist der Odor des Neuen und Fortschrittlichen an. Vor allem in der Technik erfreut sich der Begriff „hybrid“ zunehmender Beliebtheit. Aber auch in der Kulturwissenschaft ist die „Hybridisierung“ für Verfahren aufgegriffen worden, mit deren Hilfe sich unter den Bedingungen der postmodernen Globalisierung das Aufeinandertreffen und die Vermischung unterschiedlicher Kulturen oder Lebensweisen sowie die daraus entstehenden Konflikte zwischen Ethnien, Klassen und Geschlechtern beschreiben lassen, und die Wege aufzeigen sollen, diese Divergenzen, Gegensätze und Probleme durch neue, die Kulturen verbindende Strategien aufzuheben. Ist „Hybridisierung“ also ein zukunftsorientiertes Rezept für eine „multikulturelle“ Gesellschaft? Die Geschichte des Begriffs zeigt, dass er in Wahrheit niemals „wertfrei“ war und keineswegs durchgängig positiv verstanden wurde. Etymologisch ist das Wort dem griechischen „hýbris“ verwandt, was „frevelhafte Vermessenheit gegenüber den Göttern“ bedeutet (vgl. Kluge: Etymologisches Wörterbuch). Die Mythen der griechischen Antike berichten über eine Vielzahl von Hybriden (z.B. Pan, die Satyrn, die Harpyien, die Kentauren, Hydra, Medusa, Chimaira, Minotauros), deren Gestalten sich aus der Verbindung unterschiedlicher tierischer (z.B. Pegasos) oder der Kombination tierischer und menschlicher Körperteile (z.B. die Sirenen) zusammensetzen. Diese Mischwesen können verschiedener Art sein (Götter, Halbgötter, Naturwesen, Monster etc.), hässlich wie schön, gut wie böse. Auch viele andere Kulturen kennen derartige Hybridwesen (man denke z.B. an japanische Gespenster od. Zwischenwesen). Es ist wohl ihre fundamentale Andersartigkeit, wegen der sie allerorts und zu allen Zeiten in Mythen und Sagen wie auch in der Literatur immer wieder erscheinen. Worin aber besteht ihre kulturelle Funktion und was ist ihre Bedeutung? Verkörpern sie eine Warnung vor unheilvollen und bedrohlichen Tabu- und Grenzverletzungen? Oder beruht ihre Faszination auf der Furcht vor dem Anderen, dem Fremdartigen, Unheimlichen und Numinosen? Hybridisierung, d.h. Mischung, Verbindung oder Kombination, ist ein generelles Prinzip, dass der historischen Entwicklung aller Völker, Kulturen und Sprachen zugrunde liegt. Jedoch erst im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden Begriffe wie „Hybride“ und „Bastarde“ zu Fachtermini in wissenschaftlichen Systemen und dabei zunehmend verallgemeinert, so z.B. in Linnés Taxonomie, Mendels Erbbiologie oder Darwins Evolutionstheorie. Vor allem zwei Aspekte verdienen bei diesem Vorgang Aufmerksamkeit: Erstens wurden die Begriffe durch ihre „Verwissenschaftlichung“ (scheinbar) rationalisiert und bei der Beschreibung von Symptomen des Verfalls und des Bösen eingesetzt, wie z.B. für Unreinheit, Degeneration, Schwächung, Dekadenz und Amoralität. Zweitens hatten die Europäer im Zuge der Kolonialisierung andere Völker zu „artfremden“, biologisch und zivilisatorisch minderwertigen „Rassen“ deklariert. In der mit dem Kolonialismus einhergehenden Vermischung der Rassen sah man eine „Bastardisierung“ der Menschen. Mischlinge wie Mestizen, Mulatten oder Kreolen wurden als physisch, sozial und moralisch „entartet“ abgelehnt. Die Biologisierung des Begriffs „hybrid“ ging also nicht selten mit rassistischen Reinheitsfantasien einher, die Diskriminierung, Marginalisierung und Eliminierung zur Folge hatten. Das darf bei den gegenwärtigen gesellschaftlichen und kulturwissenschaftlichen Debatten um Hybridität und „Multikulturalität“ nicht vergessen werden. Wie lässt sich daher heute der Begriff „Hybridität“ so neu definieren, dass er im Zeitalter der Globalisierung positive Alternativen aufzeigen kann, zwischen verschiedenen Kulturen versöhnende Räume friedlicher Koexistenz zu schaffen bzw. eine wechselseitige Befruchtung oder Durchdringung der Kulturen zu ermöglichen? Von diesen biologischen und (post)kolonialistischen Diskursen abgesehen gibt es auch in der Kunst Darstellungstechniken, die „hybrid“ genannt werden können, weil sie die Grenzen zwischen Kunstformen (z.B. Musik, Malerei, Dichtung), Gattungen, Genres oder Sprachen überschreiten. Versuche hybriden Schreibens begegnen klassisch z.B. bereits in der Persiflage, der Parodie und dem Cento (Flickengedicht) sowie in der Avantgarde bei Textmontagen und Collagen. Die moderne Literaturtheorie erkennt in hybriden Schreib- und Erzählweisen, bei denen sich verschiedene Schichten, Stoffe und Sprachen miteinander kreuzen, verbinden und mischen, ein immenses produktives Potential (vgl. z.B. Michael Bachtins „Polylog“ und „Heteroglossia“ u. die „Palimpseste“ von Gérard Genette). Nicht zuletzt sind literarische Werke zu beachten, welche durch Verwendung von Mischsprachen die Hybridität von Kulturen darstellen und sichtbar machen (vgl. z.B. Werke der Migrantenliteratur oder die „exophone“ Schreibweise von Yoko Tawada). Dabei stellt sich die Frage, welche Bedeutung diesen „hybriden“ Schreibweisen (z.B. als interkulturelle Praxis) in der heutigen Zeit zukommt oder zukommen kann. Im Seminar sollen verschiedenartige kulturelle und literarische Phänomene hinsichtlich ihrer Hybridität anhand von vier thematischen Schwerpunkten beleuchtet und analysiert werden:
1) Hybridität als ein Kulturen verbindendes Prinzip 2) Hybride, Bastarde, Fabelwesen – Mischwesen in Literatur und Kulturgeschichte 3) Hybridität im biologischen und (post)kolonialistischen Diskurs 4) Hybridität von Sprachen und hybrides Schreiben
Professor Dr. Monika Schmitz-Emans - seit 1995 Professor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum -1996 Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (DGAVL) -1997 Vorstand der Internationalen Gesellschaft für Komparatistik (International Comparative Literature Association ICLA) -1999-2005 Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft -2007 Präsidentin der Jean-Paul-Gesellschaft -Forschungsschwerpunkte Studien zur allgemeinen Literaturtheorie und Poetik; Abhandlungen zu Werk und Poetik einzelner Autoren der deutschen, italienischen, französischen und englischen Literatur; Beiträge zur komparatistischen Stoff-, Motiv und Einflußforschung auf dem Feld der europäischen und amerikanischen Literatur; Studien zu Beziehungen zwischen Literatur und Philosophie, Literatur und bildender Kunst, Literatur und Musik; Spezialuntersuchungen zu Themen der Poetik und Erzähltheorie sowie der Reflexion von Geschichte und Geschichtlichkeit im literarischen Medium. -Wissenschaftliche Publikationen (Auswahl): Schnupftuchsknoten oder Sternbild. Jean Pauls Ansätze zu einer Theorie der Sprache. Bonn 1986; Poesie als Dialog. Vergleichende Studien zu Paul Celan und seinem literarischen Umfeld. Heidelberg 1993; Schrift und Abwesenheit. Historische Paradigmen zu einer Poetik der Entzifferung und des Schreibens. München 1995; Die Sprache der modernen Dichtung. München 1997; Die Literatur, die Bilder und das Unsichtbare. Spielformen literarischer Bildinterpretation vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Würzburg 1999; Seetiefen und Seelentiefen. Literarische Spiegelungen innerer und äußerer Fremde. Würzburg 2003; Fragen nach Kaspar Hauser. Entwürfe des Menschen, der Sprache und der Dichtung. Würzburg 2007