第45回ドイツ文化ゼミナール開催のお知らせ 参照数:4789 |
2002年5月15日
Literatur - Geschichte - Genealogie Das 45.Tateshina-Symposion setzt die im letzten Jahr begonnene Auseinandersetzung mit aktuellen kulturwissenschaftlichen Impulsen fort, indem es den Schwerpunkt von der Literaturwissenschaft auf die Literatur selbst und ihre Geschichte verlagert. Der Analyse und Interpretation einzelner Texte soll diesmal besondere Aufmerksamkeit zukommen. Dies bedeutet allerdings nicht, daß etwa das bekannte "germanistische" Modell der "Literaturgeschichte" wieder aufgegriffen würde, um durch philologische Methoden die Texte biographisch und/oder ideengeschichtlich in bestimmte historische Kontexte einzubetten. Vielmehr soll im Anschluß an "New Historicism" und historische Diskursanalyse die Öffnung der Texte auf unübersichtliche Kontexte (und Subtexte) hin versucht werden, um dort sonst stumm und unbemerkt bleibende Transformationen von kulturellen Praktiken und Diskursformen nachzuzeichnen: "Verhandlungen" der Literatur zwischen Kultur und Natur, die sich am Modell der "Genealogie", nicht der "Geschichte" orientieren. Die Beziehungen zwischen Literatur und Genealogie bilden nun selber komplexe Konstellationen, die sukzessive unsere (Kon-)Textarbeit leiten können: So ist das Erzählen aus dem Zählen der Generationen/ Geschlechter entstanden, so werden Texte aus dem Traditionszusammenhang des Autors generiert, in dem seine Erfahrungen in Sprache und Schrift transformiert werden. So bildet die Literatur wieder einen Fundus des kulturellen (rechtlichen und ökonomischen) Erbes, ist eines der bedeutsamsten Medien der Genealogie (gr. genus/ Gattung + logos/ Sprache): Erzählung der Gattung als Familiengeschichte(n). Dabei bildet die Familie als Ort, an dem (die stets wiederholte) Zeugung und der Fortbestand der Gattung, d.h. Ursprung und Kontinuum, reguliert werden, den herausragendsten literarischen Schauplatz der Verhandlungen zwischen einer "natürlichen" Ordnung menschlicher Gemeinschaft und deren Status als Rechts- bzw. Vertragverhältnis. Nicht zuletzt werden hier auch die Konflikte um das Erbe und die Verhandlungen über den Umgang mit der Tradition ausgetragen. Zugleich ist die Literatur selbst in Gattungen unterteilt, deren Beziehungen zueinander als Verwandtschaftssysteme beschrieben werden können. Und schließlich wird die Produktion von Poesie oft mit der (biologischen) Zeugung oder der (göttlichen) Schöpfung verglichen, wenn sie sich nicht in einem Konkurrenzverhältnis dazu situiert. Frau Prof. Dr. Sigrid Weigel ist Professorin am Institut für Deutsche Philologie, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der TU Berlin. Zudem ist sie Direktorin des Zentrums für Literaturforschung Berlin und Vorsitzende der Geisteswissenschaftlichen Zentren Berlins. Forschungsschwerpunkte sind zur Zeit: "Figuren des Sakralen in der Dialektik der Säkularisierung"; "Das Konzept der Generation. Zur narrativen, zeitlichen und biologischen Konstruktion von Genealogie". Publikationen (in Auswahl): Die Stimme der Medusa. Schreibweisen in der Gegenwartsliteratur von Frauen (1987); Topographien der Geschlechter. Kulturgeschichtliche Studien zur Literatur (1990); Bilder des kulturellen Gedächtnisses. Beiträge zur Gegenwartsliteratur (1994); Entstellte Ähnlichkeit. Walter Benjamins theoretische Schreibweise (1997); Ingeborg Bachmann. Hinterlassenschaften unter Wahrung des Briefgeheimnisses (1999). 日本独文学会・文化ゼミナール実行委員会 |